E+-Projekt: 5. Projekttreffen in Luxemburg
10.05.2022 von Elisabeth Matthies, Q11, Sophia Flörs, Q11, Jonas Bewig, Q11, Annika Schmitz, 10b, Sebastian Füssel, 10b
Vorbereiungstreffen
Das Projekttreffen der „Luxemburgfraktion“ für die Erasmus + Fahrt nach Marmer fand am 29.04.2022 online statt. Online? Da fragt man sich: warum nicht in Präsenz? Nun, Frau Dadic und Herr Heistermann waren beim 4. Projekttreffen in Baza, Spanien. Deshalb konnten wir durch Zufall die Schüler der Erasmus + Spanienfahrt kurz sehen. Sie erzählten, wie gut ihnen der Aufenthalt gefalle und dass wir uns schon auf Luxemburg freuen können.
Unsere Gruppe, die „Luxemburgfraktion“, besteht aus den Schülern der Q11 Jonas Bewig, Sophia Flörs, Elisabeth Matthies und den Schülern der Klassenstufe 10 Sebastian Füssel und Annika Schmitz.
Bei unserem Online-Projetkttreffen wurde das Wochenprogramm näher erörtert und auf unseren Mebis-Kurs eingegangen. Natürlich wurde auch die endgültige Aufgabenverteilung nicht vergessen, denn während der Fahrt ist ein Portfolio sowie ein Reisetagebuch zu erstellen.
Die thematischen Schwerpunkte, wie Luxemburgs koloniale Vergangenheit und die Kollaboration Luxemburgs mit NS-Deutschland im Zweiten Weltkrieg, wurden besprochen. Uns wurde auch die Plattform „TwinSpace“ vorgestellt. Über diese Plattform können sich alle Erasmus + Teilnehmer informieren und mit Hilfe von Padlets kennenlernen.
Jeder Teilnehmer der „Luxemburgfraktion“ wurde gebeten, einen Steckbrief zu erstellen und auf das Padlet hochzuladen. Schließlich wurden wir noch auf ein paar Regeln, die in Luxemburg gelten, aufmerksam gemacht.
Jetzt gilt es nur noch, das passende Gastgeschenk zu finden, und dann „Moien“ in Luxemburg!
Montag
So, nach guten 7 Stunden Zugfahrt und zweimal Umsteigen ist die „Luxemburgfraktion“ gegen 18.30 gut in Marmer, Luxemburg, angekommen. Aber von Anfang an:
Um 10.45 haben wir uns mit Frau Dadic und Herrn Heistermann, die das Erasmus + Projekt betreuen, am Münchner Hauptbahnhof, Gleis 14, getroffen. Wir, das sind Jonas Bewig Q11, Sophia Flörs Q11, Sebastian Füssel 10b, Elisabeth Matthies Q11 und Annika Schmitz 10b.
Der ICE ist dann um 11.28 pünktlich abgefahren und hat uns zügig bis nach Mannheim gebracht, wo wir dann um 14.37 mit dem RE weiter nach Trier gereist sind. Dort angekommen hieß es wieder Koffer schleppen und im nächsten Regionalzug einen Platz finden. Der RE hat uns dann über Luxemburg Stadt nach Marmer gebracht. Am Bahnhof wurden wir schon von unseren luxemburgischen Partnern erwartet.
Von dort sind Annika, Sebastian und ich (Elisabeth) erst zu einem Park gefahren, in dem wir dann noch andere Teilnehmer aus verschiedenen Ländern kennenlernen konnten. Von diesem Park aus sind wir weiter zu einem Markt gelaufen, auf dem wir dann auch Sophia wieder getroffen haben. Der Markt ist mit unseren Volksfesten zu vergleichen.
Wir haben dort nicht nur neue Wörter kennengelernt wie Päiperleken (Luxemburgisch für Schmetterling), sondern konnten auch die luxemburgischen Gromperekichelcher probieren . Hinter diesem Wort versteckt sich die luxemburgische Variante von Kartoffelpuffern oder Reiberdatschi.
Während uns die luxemburgischen Schüler auf dem Markt etwas herumführten, erzählten sie uns noch etwas über Luxemburg und dessen Geschichte. Wir waren auch erstaunt zu hören, dass unsere Austauschschüler vier Sprachen lernen bzw. sprechen. Anders als in Deutschland gibt es nämlich drei Amtssprachen: Französisch, Luxemburgisch, Deutsch. Das Luxemburgische wird allerdings nur zuhause gesprochen. Und da es in der Schule nicht als Schulfach gelehrt wird, können sie es auch nicht wirklich schreiben. Last but not least lernen luxemburgische Kinder natürlich auch noch Englisch.
Zum Abschluss haben wir noch in einem Skaterpark auf einer Wiese „gechillt“. Nach so einem langen Tag war das genau das Richtige. Der erste Tag hat uns viele positive Eindrücke gebracht und ich freue mich schon auf die nächsten Tage.
Dienstag
Heute, am 10. Mai, wurde ich um 5:30 Uhr von meiner Gastschwester geweckt und nach einem schnellen Frühstück saßen wir auch schon um 6:20 Uhr im Auto, mit welchem uns der Vater zum Bus gebracht hat. Da meine Gastfamilie außerhalb der Stadt Luxemburg wohnt, mussten wir im Anschluss an das Auto noch zwei Busse nehmen, um zur Schule zu kommen. Die Busfahrt hat mir schöne Eindrücke von der Landschaft Luxemburgs vermittelt. Es gibt dort sehr viele kleine Dörfer und insgesamt ist die ganze Gegend sehr ländlich. Zum Beispiel sieht man Kühe auf den Wiesen. Auch von der Stadt sieht man schon einiges aus dem Bus aus, denn man erkennt die moderne Architektur der vielen Häuser und auch, dass Luxemburg eine sehr grüne Stadt mit vielen Bäumen und Parks ist.
Als wir in der Schule nach noch einem kurzen Fußmarsch angekommen sind, haben sich alle Erasmus+ Teilnehmer und die Lehrer im so genannten „Festsaal“ versammelt. Dort konnte man zum ersten Mal alle Schüler aus den anderen Ländern sehen. Es gab einen Begrüßungsrede und dann haben auch schon die Luxemburger sich und ihr Land mit einem kleinem Video, einer Präsentation über die luxemburgische Geschichte und mit drei möglichen Konversationen auf Luxemburgisch vorgestellt. Danach waren der Reihe nach Belgien, Spanien, Schweden und zum Schluss wir mit unserer Vorstellungspräsentation dran.
Im Anschluss gab es eine kleiner Pause mit Croissants und noch einem anderen Gebäck sowie Säften und Wasser. Natürlich hatten wir uns davor noch getestet.
Als Nächstes ging es in die Sporthalle zum Klettern, wofür wir zunächst einmal eine Eiweisung bekamen, aber dann ging es auch schon in Dreiergruppen mit jeweils einem Luxemburger oder Luxemburgerin los. Wir kletterten bis zum Mittagessen, was wir dann im Restaurant der Schule aßen. Aus der großen Auswahl habe ich mich für Nudeln mit Bolognese entschieden. Danach ging es wieder in den Festsaal, um einem Film zu schauen.
Zuerst wurden jedoch noch die Aufteilung für die Padlet-Arbeit diese Woche bekanntgegeben. Ich war direkt in der ersten Gruppe zum Film „Heim ins Reich“, in welchem es um die Besatzungszeit von Luxemburg im 2.Weltkrieg von 1940 bis 1944 durch Nazideutschland ging. Dadurch musste ich den Film über mitschreiben. Danach waren alle sehr geschafft von der zweistündigen Dokumentation und es gab nur noch eine kurze Diskussionsrunde mit Fragen zum Film.
Nach der Schule wurden meine Gastschwester und ich gleich von der Gastmutter abgeholt und wir fuhren mit ihr und ihrem Hund ins Müllerthal. Das ist eine Gegend, in der man sehr schön spazieren oder auch wandern gehen kann. Es gibt Wege durch ganz kleine Felsspalten, aber auch einen Wasserfall, an der wir nochmal extra angehalten haben. Zu Hause gab es dann Pizza zum Essen.
Der Tag war voller neuer Eindrücke und es war spannend, mal eine andere Schule von innen zu sehen, aber auch das Müllerthal hat mir sehr gefallen. Das neue luxemburgische Wort das ich gelernt habe ist „Äddi“, was „Tschüss“ heißt.
Mittwoch
Der 3. Tag in Luxemburg hat vor dem MNHA Museum in Luxemburg City begonnen. Wir wurden nach den Sprachen Deutsch und Englisch in Gruppen eingeteilt. Wir haben jeweils eine geführte Tour durch eine Sonderausstellung zu Luxemburgs Kolonialgeschichte bekommen. Dabei wurde die englischsprachige Gruppe vom Urheber der Ausstellung geleitet. Luxemburg ist gemeinsam mit Belgien im Kongo für die Kolonialisierung mitverantwortlich. Es wurden die Verbrechen gezeigt, die von Luxemburgern im Kongo begangen wurde und wie es in der luxemburgischen Gesellschaft aufgenommen wurde. Persönlich fand ich es sehr interessant, wie auch ein kleines Land wie Luxemburg eine koloniale Vergangenheit hat. Neben der Sonderausstellung haben wir im selben Museum noch das bekannte „Mosaïque aux Muses de Vichten“ sehen können. Nach dem Besuch gab es noch kurz Zeit für Fragen an den Urheber.
In der Mittagszeit hatten wir 1:30 h freie Zeit, um etwas essen zu gehen. Die gesamte Gruppe hatte sich darauf geeinigt sich in einer Pizzeria zu treffen.
Nach der Mittagspause ging es weiter mit einer Stadttour in der Altstadt von Luxemburg City. Die ersten Sehenswürdigkeiten, die wir besichtigt haben ist die „Goldene Frau“, ein Denkmal für den Ersten Weltkrieg, und den „Pont Adolf“, eine charakteristische Brücke für Luxemburg City. Die nächste Etappe ist die Villa Pauli. Es ist eine Villa, die zunächst für ein Privatperson errichtet wurde, aber im 2. Weltkrieg von den Nationalsozialisten als Ort für Befragungen und Folter verwendet wurde. In diesem Haus wurden viele Resistente brutal verletzt, verurteilt und in Konzentrationslager geschickt. Als Nächstes haben wir uns den « Place des Marthyrs », die Ewige Flamme, das ist ein Denkmal für die Nazi-Opfer, und noch ein Denkmal für die jüdische Gemeinschaft angesehen. Weitere Etappen waren die Justizgebäude, das Haus des Premierministers, eine Statue der Großherzogin Charlotte und das Parlament. Die Tour wurde auf dem Place d’Armes beendet. Auf diesem Platz ist auch ein Teil der luxemburgischen Geschichte im 2. Weltkriegs geschehen, da dort die Nationalsozialisten Reden gehalten haben. Die Stadttour war eine sehr gute Gelegenheit, Luxemburg City kennenzulernen und die Orte, die wir am Tag zuvor im Film gesehen haben, in Wirklichkeit zu sehen.
Im Anschluss haben sich alle Erasmus Schüler noch in einer Lasertag Arena getroffen.
Am Abend hat meine Familie die Zeit genutzt, noch einmal den Teil der Stadt zu besichtigen, den wir im offiziellen Programm nicht sehen konnten: Den Kirchberg. Das ist das moderne Stadtviertel in Luxemburg City, in dem sich neben bekannten Firmen auch Teile der Regierung und ein Teil des Europaparlaments befindet. Außerdem sind noch Reste der alten Stadtmauer erhalten, die man sehr frei selber erkunden kann. Durch den Extraausflug war der Tag sehr spät zu Ende, es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt auch diesen Teil von Luxemburg City zu besichtigen.
Donnerstag
Heute geht ein weiterer langer, anstrengender, aber auch eindrucksvoller und interessanter Tag zu Ende. Für mich hat er mit einem stressigen Morgen begonnen, da es ein Hin und Her zwischen zu spät und pünktlich kommen war. Zuerst hätten wir fast den Bus verpasst, der dann aber Gott sei Dank wie immer viel zu spät kam und aufgrund dieser Verzögerung wären wir eigentlich nicht zur vereinbarten Zeit am Treffpunkt gewesen. Allerdings haben wir dann eine andere Route genommen, weshalb wir doch pünktlich um 09:20 Uhr am Escher Bahnhof angekommen sind und alle gemeinsam Richtung “Museum of Resistance” gegangen sind.
Von dort aus haben wir eine Führung durch Esch bekommen, auf der uns sowohl schon von den vorigen Tagen bekannte, als auch neue Dinge über die Geschichte Luxemburgs erzählt wurden. In der luxemburgischen Stadt gibt es nämlich sogenannte “Stolpersteine” zum Gedenken an die Opfer der Deportierung durch Deutschland, welche wir genauer betrachtet haben.
Nach einer Mittagspause haben wir uns mit der ganzen Gruppe in der luxemburgischen Stadt Belval getroffen, in der die Stahlproduktion eine große Rolle spielt. Neben neueren Gebäuden, wie einer Universität oder einem Museum, gibt es dort nämlich mehrere alte Hochöfen, in welchen früher große Mengen Stahl für verschiedene Verwendungszwecke hergestellt wurden. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf und haben jeweils ein Museum über die industrielle Vergangenheit Luxemburgs und einen Hochofen besichtigt. Besonders beeindruckend war es, als man von 45 Metern Höhe auf die Stadt hinunterblicken konnte. Und auch heute noch werden große Mengen Stahl in Luxemburg produziert, wenn auch nicht mithilfe der alten Hochöfen.
Im Anschluss daran konnten wir unseren Nachmittag frei gestalten und sind alle noch bowlen gegangen, was auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt hat. Dabei habe ich auch in einem kurzen Crashkurs gelernt, dass ich mit “Mäin Numm ass...” ausdrücken kann, wie ich heiße, und, dass “delpes” Idiot heißt. Am Abend haben meine Austauschpartnerin und ich den Abend mit sechs weiteren Personen und einem Picknick ausklingen lassen.
Freitag
Freitag & Samstag
Am 13.05.2022 startet der letzte Tag des Projekts, an dem sich alle Schüler nochmal für eine Gruppenarbeit treffen. Mein Austauschpartner und ich fahren mit einigen anderen Erasmus-Schülern im Bus zur Schule und alle versammeln sich in einem großen Klassenzimmer. Heute sollen alle Notizen, Bilder und sonstige gesammelte Informationen der vergangenen Tage in fünf große Padlets zusammengetragen und anschließend präsentiert werden.
Nach einer kurzen Ansprache der Lehrer beginnen wir also gegen 8:15 Uhr in Gruppen unsere Padlets zu erstellen, wobei die Teamarbeit schon ziemlich gut funktioniert, da man sich in der Woche bereits recht gut kennengelernt hat und deshalb niemand mehr zu schüchtern ist, um sich einzubringen. Meine Gruppe berichtet über die Villa Pauly, das Gestapo Hauptquartier Luxemburgs in der Zeit des Zweiten Weltkriegs.
In den anschließenden Zusammenfassungen wurde mir noch einmal durch die große Menge an Information richtig bewusst, wie viel wir jetzt eigentlich schon erfahren hatten und wie schwierig die Zeiten damals gewesen sein mussten. Nach dieser Vorstellungsrunde bis 14:20 Uhr dürfen alle bis zur nächsten Aktivität selbst entscheiden, was sie machen wollen, mein Partner und ich sind nur kurz nach Hause gefahren, mussten aber gleich wieder los, denn um 16:45 Uhr sollten wir uns für Escape Rooms wieder in der Stadt treffen.
Die Escape Rooms waren sehr gut gemacht, viele teils auch sehr versteckte Rätsel und sogar vier verschiedene Räume, die in eine kleine nebenbei erzählte Geschichte integriert waren. Meine Gruppe und ich hatten auch hier wieder eine Menge Spaß, doch was fast genauso viel Spaß machte, war das Filmen der Lehrer, die währenddessen in ein Virtual Reality Spiel abgetaucht waren und wild durch den Raum liefen, was von außen sehr lustig anzusehen war.
Danach fuhren wir mit dem Bus zu einer Jugendherberge, bei der ein kleines Grillfest zum Abschied stattfinden sollte. Hier merkten alle so langsam, dass die gemeinsame Zeit sich dem Ende neigte. Somit entstanden sehr viele Fotos bei der kleinen Fotobox, die in der Herberge für 400 Freibilder zur Verfügung stand.
Den Rest des Abends verbrachten wir ohne die Lehrer, indem wir als größere Gruppe das Nachtleben Luxemburgs erkundeten, bis wir uns dann relativ spät am Abend nach und nach verabschiedeten und erschöpft, aber mit guter Laune schlafen gingen.
Am nächsten Morgen war es dementsprechend schwierig, sich zu motivieren, aufzustehen, doch half es nichts und ich packte meine restlichen Sachen zusammen und fuhr mit meinem Partner zum Hauptbahnhof. Dort verabschiedeten wir uns dann auch von unseren Austauschpartnern, doch nicht auf ewig, denn sie sind herzlich zum Oktoberfest diesen Jahres eingeladen.
Die Heimreise war, wie von der Bahn ja bekannt, von einem gestrichenen ICE und einem weiteren stark verspäteten Zug gekennzeichnet. Insgesamt war es eine anstrengende, aber mehr als schöne Woche, in der neue Freundschaften entstanden sind, und ich denke, wir sind alle froh, dabei gewesen zu sein.