E+-Projekt: Reisetagebuch Belgien
07.10.2017 von ERASMUS+-Homepage-TeamVom 7. bis zum 14. Oktober 2017 fand das zweite Erasmus+-Projekttreffen in Hoogstraten in Belgien statt. Dieses Tagbuch wurde während der Fahrt angelegt.
Viel Spaß beim Lesen unseres Reiseberichts!
Anreise Samstag, 07.10.2017 und Sonntag, 08.10.2017
Der frühe Vogel fängt den Wurm: Nachdem wir uns um 6:45 am Flughafen getroffen haben, hatten wir noch etwas Zeit uns zu unterhalten bevor unser Flug um 9:00 startete. Genau eine Stunde und 10 Minuten später trafen wir schon in Eindhoven ein. Aber was? Das ist ja noch gar nicht Belgien! Nach einer weiteren Stunde Taxifahrt trafen wir endlich in Hoogstraten ein und konnten gegen Mittag von unseren AustauschpartnerInnen und Gastfamilien in Empfang genommen werden. Der Nachmittag und der morgige Sonntag waren nicht wie die folgende Woche mit Programmpunkten vollgepackt, sondern standen uns mit unseren Gastfamilien zur Verfügung! Dabei gibt es nach Aussagen unserer Partner „typisch belgisches Wetter“, das bedeutet Regen über Regen…
Einige Projektteilnehmer haben bereits erste gemeinsame Aktivitäten organisiert: Zusammen typisch Belgische Waffeln essen oder (Brett-)spiele spielen stärkten bereits unseren Zusammenhalt. Das absolute Highlight des Wochenendes war dann das gemeinsame Bowling, bei dem schon fast 2/3 aller Teilnehmer anwesend waren. Dort konnten wir uns bereits gut miteinander unterhalten und uns bereits ein bisschen kennenlernen.
Welkom in België! Montag, 09.10.2017
Mit diesen Worten wurde das zweite Treffen von Erasmus+, diesmal in Belgien, eröffnet! Zunächst begrüßte uns die Schulleiterin des Instituut Spijker (wörtlich übersetzt „Nagel“), Frau Kesselaers. Danach präsentierten alle Delegationen ihr Land, ihre Heimatstadt und ihre Schule. Um zu überprüfen, ob wir auch alle schön brav aufgepasst haben, kreierten die Lehrer ein kahoot-Quiz und die drei Sieger bekamen dann noch einen kleinen Preis.
Einige von haben sich schon am Wochenende beim Bowling getroffen, aber da wir uns noch nicht alle kannten, standen nach den Präsentationen Kennenlernspiele auf dem Programm. Es war sehr lustig und die anschließende Mittagspause verbrachten wir in größeren Gruppen und wir haben viel miteinander geredet und die Zeit miteinander genossen.
Um wirklich als Team zusammenzuwachsen, hatten ein paar belgische Schüler und ihre Lehrer eine Art Schnitzeljagd mit verschiedenen Aufgaben vorbereitet. Auf diese Weise entdeckten wir Hoogstraten auf eine spannende Art und Weise. Zudem waren die uns gestellten Aufgaben zum Teil darauf ausgelegt, dass wir lernen, uns gegenseitig zu vertrauen. Bei einem Spiel wurden einem aus dem Team die Augen verbunden und ein anderer musste ihn nur mithilfe mündlicher Anweisungen durch einen Spielplatz führen.
Exploring our European capitol! Dienstag, 10.10.2017
Unter diesem Motto stand der heutige Tag: Um 7 Uhr fuhren wir an der Schule mit dem Bus ab. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt erreichten wir endlich unser erstes Ziel. Dort bekamen wir die Gelegenheit mit zwei Mitarbeitern des belgischen Vize-Premierministers Kris Peeters und sogar kurz mit ihm selbst zu sprechen. Wir stellten ihm Fragen nach der Struktur der Belgischen Regierung, wir wollten aber auch noch wissen wie in Belgien Sicherheit in Zeiten von Terror gewährleistet wird oder wie die Regierung die Arbeitslosenquote senken will.
Nachdem fast alle unsere Fragen beantwortet wurden ging es zu Fuß weiter Richtung Europäisches Parlament. Dort erhielten wir eine Führung von einer Mitarbeiterin eines Abgeordneten und bekamen einen ersten Einblick in die Politik auf europäischer Ebene und den Aufbau des Parlaments. In diesem sitzen zum Beispiel 751 Abgeordnete die 8 Parteien angehören. Über Beschlüsse wird per Handzeichen, im Zweifel elektronisch, abgestimmt. Da jeder Abgeordnete das Recht hat sich in seiner Muttersprache auszudrücken braucht es Dolmetscher. Auch einer der belgischen Lehrer unserer Partnerschule geht diesem Beruf nach. Um es so weit zu schaffen muss man allerdings 6 Sprachen fließend sprechen und einen Einstellungstest bestehen.
Zum Abschluss des Tages wurden wir auf Fahrrädern durch die Stadt geführt. Unsere Führerin Wanda (wie Panda) gab uns einen Einblick in die verschiedenen Stadtviertel und informierte uns über die Geschichte Brüssels. Angefangen bei „Le Marollen“, einem Stadtviertel Brüssels, das von verschiedensten Kulturen geprägt, die besten Restaurants und Antiquitätengeschäfte der Stadt beherbergt, über den Justizpalast, der schon seit 23 Jahren renoviert wird und schließlich zum Königlichen Palast.
Excavation time in Leuven Mittwoch, 11.10.2017
Heute machten wir uns mit dem Zug auf den Weg und erreichen nach ca. eineinhalb Stunden Fahrt und einem Umstieg in Antwerpen die Stadt Leuven. Keine Zeit für einen Stadtrundgang, wir haben heute viel Programm vor uns!
Bis zum Mittag erhielten wir von der Ägyptologin Prof. Marleen De Meyer, die eine ehemalige Schülerin unserer Gastschule ist, einen interessanten Einblick in die Arbeit einer ägyptischen Ausgrabungsstätte. Dabei berichtete sie uns von den vielfältigen wisschenschaftlichen Disziplinen, die zusammen an einer Ausgrabungsstätte arbeiten - Die Ausgrabungsstäte und die Funde kamen aber auch nicht zu kurz! Von Figürchen bis zu einer Mumie war alles dabei, sogar mehrere Jahrtausende alte Schuhe aus Ton, in denen nie jemand hätte laufen können.
Nach dem Mittagessen in der Mensa der Universität, bei dem wir einen unserer Projektteilnehmer aus dem März trafen, der mittlerweile ebenfalls dort studiert, folgte ein schneller improvisierter Stadtrundgang durch das Stadtzentrum von Leuven.
Anschließend folgte der zweite Teil unseres Tagesprogramms: Zwei Studenten gaben uns eine kurze Einführung in die Hieroglypenschrift. Neben dem obligatorischen Schreiben des eigenen Namens haben wir auch noch mehr Schriftzeichen gelernt und sogar richtige ägyptische Wörter übersetzt und etwas über die Aussprache gelernt. Alles in allem, eine sehr interessante, aber sehr komplexe, Sprache.
Anschließend mussten wir leider schon wieder viel zu früh die Rückfahrt zurück nach Hoogstraten antreten.
Migrating to Antwerp Donnerstag, 12.10.2017
Da sich am Donnerstag alles rund um das Thema „Migration“ drehte, machten wir uns zeitig um 8 Uhr auf den Weg in die „Stadt mit den 117 Nationen“ – Antwerpen.
„Die wichtigste Hafenstadt Belgiens ist gleichzeitig auch einer der wichtigsten Diamantenhandelsplätze der Welt“, erzählte uns ASO Spijker–Geschichtslehrer Herr Feys, der uns durch die wunderschöne Stadt mit den unzähligen Facetten führte.
One-Street-Chinatown neben „Het Zuid“, welches von den Einwohnern auch als „Petit Paris“ bezeichnet wird, umgeben von unzähligen türkischen, marokkanischen oder italienischen Restaurants und Bars. Die Stadt ist wirklich multikulturell!
Im jüdischen Diamantenviertel, durch das wir gingen, fielen uns auch gleich zahlreiche Überwachungskameras an den Wänden und bewaffnete Soldaten in den Straßen auf, die die Läden der Diamantschleifer, Juweliere und Händler von überwiegend jüdischer Angehörigkeit bewachen sollen.
Den Hintergrund zu der vielfältigen Migration sollten wir im Red Star Line Museum erfahren.
In den ehemaligen Hallen der Reederei konnten wir die Spuren der zwei Millionen Passagiere verfolgen, die im Zeitraum von 1873 bis 1934 mithilfe der Ozeandampfer der Red Star Line ein neues Leben in Nordamerika beginnen konnten. Menschen aus ganz Europa kamen zur damaligen Zeit nach Antwerpen, um Armut und Verfolgung zu entkommen. Viele ihrer rührenden Geschichten werden in der Ausstellung mit Filmen oder Schaubildern präsentiert. Indem der Führer uns aufforderte, zu fünft auf einer schmalen Bank Platz zu nehmen, zeigte er uns, wie unkomfortabel und mühsam die Bedingungen an Bord des Schiffes waren und trotzdem so viele Menschen ihr Glück versuchten.
Die Ausstellung wurde mit dem emotionalen Video „Dance“ von Hans Op de Beeck abgeschlossen, der mit einfachen szenischen Darstellungen einer Menschenmenge bei alltäglichen Aufgaben die Migration heutzutage darstellte. Nach der sehr berührenden Führung machten wir noch ein Abschlussfoto auf dem Dach des Museums – jetzt hatten wir Freizeit!
In kleineren Gruppen besichtigten wir unter anderem das Museum aan de Stroom, kurz MAS, von wo aus man einen tollen Blick über die Stadt hatte. Nach einer Stärkung in einem Burger Restaurant ging es quer durch die Stadt zur „Meir“, einer schönen Einkaufsstraße, wo wir auch gleich für unsere Liebsten zu Hause die berühmt-berüchtigte belgische Schokolade einkauften. Am Abend zog es einen Großteil der Gruppe noch in ein gemütliches italienisches Restaurant, um den schönen Tag mit einem gemeinsamen Essen abzuschließen.
Goodbye! Freitag, 13.10.2017
Krass wie schnell die Woche vergangen ist und obwohl wir alle traurig waren, dass es schon der letzte Tag war, hatten wir fest vor, das Beste daraus zu machen. Morgens mussten wir alle mit dem Fahrrad zu Schule kommen, da am Nachmittag eine gemeinsame Radtour geplant war.
Aber bis dahin hatten wir viel Arbeit vor uns! Die ersten drei Schulstunden arbeiteten wir an der Aufbereitung der Exkursionen von der Woche. Dazu wurden wir am Anfang der Woche in Gruppen aufgeteilt, damit wir uns schon auf die Gruppenarbeit vorbereiten konnten. Nun war es dann soweit, unsere Ergebnisse auszutauschen und in einer Präsentation festzuhalten. In der vierten Stunde gingen wir zusammen mit unseren Austauschpartnern in den Unterricht, um ein bisschen in den belgischen Schulalltag reinzuschnuppern. Was uns dabei (als Schüler) natürlich sofort auffiel, war dass die Schulstunden in Belgien fünf Minuten länger sind als bei uns – also 50 Minuten!! Außerdem waren die Klassenzimmer viel kleiner, mehr als 20 Leute hatten darin keinen Platz.
Während der Mittagspause veranstaltete die Schule extra für uns „Spijker zingt en danst“. Dabei tanzen und singen alle Schüler in der Schulhalle und haben sehr viel Spaß. Für uns Deutsche haben sie sogar „99 Luftballons“ gespielt. Nachdem wir noch für die lokale Presse ein Gruppenfoto gemacht haben, ging unsere acht Kilometer lange Radtour zur „Kolonie 7“, einem zukünftigen UNESCO-Weltkulturerbe, in Merksplas los. In einer Führung erfuhren wir, dass es zwei Arten von Kolonien gab: die freien Kolonien für Familien, in welche man freiwillig ziehen konnte und die unfreien Kolonien, in welche einzelne Personen von der Regierung hingeschickt werden konnten. Gründe, für welche man in die Kolonien geschickt wurden waren zum Beispiel, wenn man keinen Job hatte, keinen festen Wohnsitz hatte oder weniger als 20 belgische Franken hatte. Wir erfuhren ebenfalls, dass in den Kolonien jeder arbeiten musste und dort sehr gefängnisähnliche Bedingungen vorherrschten. Man stand die komplette Zeit unter Beobachtung. Was uns alle geschockt hat war, als wir erfuhren, dass diese Kolonien erst 1993 aufgelöst wurden. Heute werden Teile der Kolonie als Gefängnis oder Flüchtlingsheime genutzt.
Am Abend gab es dann Pizza, worauf wir uns alle schon den ganzen Tag gefreut haben. Unser „Goodbye Dinner“ fand im Restaurant „Da Vinci“ in Hoogstraten statt. Anschließend waren wir alle noch auf einer von den Belgiern organisierten Party, auf der schon die ersten Tränen zum Abschied flossen. Danach war es dann leider wirklich so weit Abschied von unseren Partnern zu nehmen – Mit kaum Schlaf traten wir schließlich um 4:30 Uhr die Rückreise an…