Filmworkshop 2025 (Klasse 11c)
16.05.2025 von Elisabeth SchummSpannung und Unterhaltung hatten wir am 9. Mai 2025.
„Alles wird gut“ – In Film und Wirklichkeit?!
Spannung und Unterhaltung hatten wir am 9. Mai 2025 eigentlich erst im Film erwartet – bekamen sie aber sofort beim Betreten der S-Bahn in Neufahrn geboten, die erheblich verspätet war: Der erkennbar unter Druck stehende und erklärfreudige Lokführer brachte das Kunststück hin, alle Reisenden in gute Laune zu versetzen, gleichzeitig zu informieren und humorvoll zu unterhalten – und das in unterschiedlichen Variationen über mehrere Stationen hinweg. Er hat Applaus verdient, auch für seine sympathischen Verhaspler bei der englischen Ansage … ( „Sch…, was heißt das auf Englisch?“). „Großes Kino“ schon hier!
Im Gasteig/HP8 beschäftigte sich die Klasse 11c mit dem Dokumentarfilm „Alles wird gut“, im Rahmen der „Schule des Sehens“, dem Bildungsprogramm des Dokumentarfilmfestivals Dok.fest. Den Schülern und Schülerinnen sowie Frau Schumm und Frau Kessel wurde zunächst der Film gezeigt – mit der (durchaus hilfreichen) „Warnung“, dass man sich vom möglicherweise verwirrenden Beginn nicht irritieren lassen sollte.
Worum geht es in „Alles wird gut“? Der Dokumentarfilm der Regisseurinnen Eefje Blankevoort und Lara Aerts erzählt von der 18-jährigen Samie, die mit gerade acht Jahren auf eigene Faust und ohne ihre Familie aus Eritrea geflohen ist. Heute wünscht sie sich mehr Möglichkeiten, in ihrer neuen Heimat, den Niederlanden, dazuzugehören. So verkürzt sie auch ihren eigentlichen Namen – Samrawit –, um dessen Aussprache für andere zu erleichtern und nicht schon auf den ersten Blick „anders“ zu wirken.
Ihre starke Persönlichkeit und ihre Volljährigkeit bringen sie der ersehnten Unabhängigkeit einen Schritt näher. Dabei wird genau genommen nicht ÜBER Samie erzählt und mit reportageähnlichen Kommentaren ihr Leben erklärt. Vielmehr wird ihr selbst Gelegenheit gegeben, ihr Leben zu zeigen und Erzählerin ihrer eigenen Geschichte zu werden, z.B. indem sie die jüngere Schwester Muqat im Film ihre Flucht nachspielen lässt.
Die Schülerinnen und Schüler mit Begleitlehrkraft Frau Schumm
und dem Festivalteam, darunter Hauptdarstellerin Samie:

Der Filmtitel ALLES WIRD GUT basiert auf einem Song eines niederländischen Musikers, den Samie im Film singt und der ihr oft Trost spendet.
Der ca. 30-minütige, sehr persönliche Film berührte viele Schüler und Schülerinnen – ihre ersten Reaktionen würdigten den Spannungsaufbau des Films, der sie in seinen Bann gezogen hatte. Ebenso stand aber auch die Dankbarkeit im Vordergrund, selbst so ein vergleichsweise komfortables und unbeschwertes Leben führen zu dürfen.



In Teams bearbeitete die Klasse nun verschiedene Sehaufträge und wertete sie gemeinsam mit der Veranstalterin Frau Reichert aus. Diese war begeistert von dem großartigen Filmverständnis unserer Jugendlichen und ergänzte deren Erkenntnisse, z.B. zu den Drehorten, den Personen, den teils arrangierten Szenen etc., noch mit weiteren interessanten Infos. Wir erfuhren von der Zahl der Drehtage (12 Tage, Zeitraum von zwei Jahren), den Materialstunden (25, die in 20 Tagen auf die 30 Minuten Filmprodukt reduziert wurden), dem klassischen Muster der „Heldenreise“, von dem hier bewusst abgewichen wurde, den „Off-Kommentaren“ und der „Text-Bild-Schere“: Diese ist in klassischen Dokumentationen geschlossen, hier aber immer wieder offen, sodass man die Protagonistin z.B. kochen sieht, aber gleichzeitig sie ihre Fluchtgeschichte erzählen hört.
Klar wurde auch, dass in Dokumentarfilmen immer wieder Alltagsszenen vorkommen, die weit über sich hinausweisen: So wurde z.B. in einer Szene in der Schule klar, dass vermittelt wird, wie Apfeltaschen hergestellt werden – und gleichzeitig scheint Samies Langeweile und Unterforderung deutlich durch – auch ohne zusätzlichen Kommentar.
Der krönende Abschluss: Die Protagonistin Samie und die Regisseurin Lara waren persönlich anwesend und beantworteten die Fragen, die wir auf dem Herzen hatten: Warum ist Samie geflohen? Wie kam es zu dem Film? Wie geht es der im Film erwähnten Cousine jetzt?
Wir waren ergriffen von Samies Persönlichkeit und ihrem tiefen Einblick in ihr Leben, den sie uns mit dem Film gegeben hat.
Und wir alle hoffen mit Samie: „Alles wird gut!“