E+-Projekt: Gut Ding will Weile haben ...

17.08.2021 von Christa Dadic

Zu unserem laufenden Erasmus+-Projekt „Face the Past, Change our History – Casting Light on the Shadows of Our History“

Hach, wäre das schön gewesen: Im Oktober 2020 wären wir in Schweden gewesen, im Februar 2021 in Spanien und im Mai 2021 in Luxemburg ... aber Pustekuchen! Die zweite und dritte Welle, die uns das grässliche Virus beschert hat, machte alle Projekttreffen des derzeit laufenden Erasmus+-Projekts „Face the Past, change the Past of our History – Casting Light on the Shadows of Our History“, das sich v. a. mit der Aufarbeitung der dunklen Seite der jeweils nationalen Geschichte im europäischen Vergleich befasst, zunichte. Zur Erinnerung: Teilnehmer dieses für zwei Jahre angesetzten, englischsprachigen und von der EU finanziell geförderten Projekts sind „alte“ Bekannte aus vorherigen, erfolgreich absolvierten (Comenius- / Erasmus+-) Projekten, nämlich unsere Partnerschulen aus Belgien (Hoogstraten), Schweden (Skara), Luxemburg (Mamer) und Spanien (Baza). Während der ursprünglich angesetzten Projektlaufzeit (2019-21) fanden bisher (d. h. noch im Schuljahr 2019/20) zwei erfolgreiche Treffen in Belgien und bei uns in Neufahrn statt, seit dem Februar 2020 war dann aber erst einmal Schicht im Schacht – also was tun?

Zunächst setzten wir auf das Prinzip Hoffnung sowie auf zweimal beantragte Verlängerungsanträge um jeweils ein halbes Jahr, die Gott sei Dank von allen Nationalagenturen bewilligt wurden, sodass die Laufzeit nun bis August 2022 geht – immerhin schon einmal ein Lichtblick! Dann dachten wir (und damit sind alle beteiligten Lehrkräfte der Partnerschulen gemeint, denn: Wir blieben stets in Kontakt!): neues Schuljahr 2020/21, neues Glück, aber siehe oben: Die von uns erhofften und neu angesetzten Termine für die Projekttreffen konnten und durften nicht stattfinden.

Schließlich dachten wir: O. K., wenn das mit den analogen Treffen so nicht klappen kann, dann muss das – wie Schule in diesem Schuljahr überhaupt – wohl digital bzw. online gehen: Gesagt – getan!

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In einer abendlichen Videokonferenz am 22. Oktober 2020 mit den Lehrkräften der Partnerschulen und einer Tasse Tee in der Hand betrieben wir ein Brainstorming darüber, welche Online-Aktivitäten möglich wären. Recht schnell kamen wir auf die Idee eines gründlich vorbereiteten „European Online Debate Evening“ (EODE) zu unserem Thema „Dark Pages of Our History“. Hierzu kam es am 23.November 2020 zu einem weiteren abendlichen teachers‘ meeting im Rahmen eines Videocalls, dieses Mal jedoch in einem kleineren Kreis, der die Idee des debate evenings konkretisierte: So sollten von den partizipierenden Schüler/-innen Questions&Answers-Videos zu bestimmten, von uns Lehrkräften formulierten Fragestellungen erstellt werden, die wir uns an besagtem Abend – wieder mit einer Tasse Tee in der Hand – gemeinsam überlegten, nämlich:

What memories of WW2 can you find in your region/ town/ city?

What happened in your country in 1936?

How have you learned about difficult issues in your national history?

What historical (and controversial) statues are still standing in your country?

What kind of history are we writing now?

In der Folge kam Mitte Dezember 2020 der zweite Lockdown, die Schulen wurden geschlossen und dann passierte erst einmal nichts, weil alle – nicht nur wir in Deutschland – mit Distanz- und später mit dem Wechselunterricht genug zu tun hatten. Gott sei Dank gab es aber eben diesen Wechselunterricht, der es uns (und mit diesem Personalpronomen sind nun Frau Badelt und meine Wenigkeit gemeint, das klitzekleine Erasmus+-Team des OMG) zumindest in der Q11 ermöglichte, mit den Schüler/-innen, die bereits in der 10. Jahrgangsstufe im Februar 2020 am Projekttreffen in Neufahrn teilgenommen hatten, auch analog zu arbeiten, denn – und hier kommt das dritte „Gott sei Dank“ in diesem Text – Gott sei Dank (huch, Nummer vier!) begann das P-Seminar im Februar 2021 seine Arbeit am E+-Projekt (bzw. führte es fort), sodass wir die Idee in die Tat umsetzen konnten:

In Kleingruppen recherchierten unsere 14 Schüler/-innen Antworten zu den obigen Fragestellungen und erstellten englischsprachige YouTube-Videos, die – wie wir finden – gelungen sind, aber der geneigte Leser darf sich gerne sein eigenes Bild machen (hier ein kurzer Einblick in den Distanzunterricht – QR-Code wurde von der Lehrkraft erstellt, Schüler/-innen scannen ihn einfach und schon kommt das Video!):

Melden Sie sich bitte mit Ihrem Passwort im internen Bereich an, um die Videos anzusehen.

Achtung!

Das Aufzeichnen und Herunterladen der Videos und Tonaufnahmen ist untersagt! Bitte machen Sie auch keine Screenshots!

Nachdem die Videos aller Partnerschulen erstellt und auf unserer Twinspace-Plattform (diese europäische Plattform ermöglicht es uns nicht nur, miteinander zu kommunizieren, hier werden auch alle erarbeiteten Materialien gesammelt und online gestellt) hochgeladen wurden, ging es – nach einem weiteren abendlichen teachers‘ meeting und der dritten Tasse Tee am Bildschirm am 19. April 2021, in dem noch Details zu unserem Online-Abend besprochen wurden – an die interne Aufarbeitung der Videos aus Belgien, Luxemburg, Schweden und Spanien:

Diese wurden zunächst von unseren Schüler/-innen und in kleinen Teams und mühevoller Kleinarbeit ins Deutsche übersetzt, um dann die Antworten in einer Tabelle stichpunktartig zu den fünf Fragen zusammenzufassen. Daraufhin erfolgte ein Vergleich mit unseren eigenen Videos, wobei folgende Fragen im Vordergrund standen: Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede sind festzustellen? Welchen Sachverhalt möchtet ihr genauer erläutert haben? Gibt es etwas, das ihr nicht verstanden habt? Welcher Aspekt hat euch neugierig gemacht, was soll vertieft werden? Die P-Seminarteilnehmer/-innen überlegten sich daraufhin konkrete Fragestellungen für die online-Debatte – genauso taten es unsere Partnerschulen –, die dann in einem gemeinsamen Padlet gesammelt wurden.

Dieses Padlet bildete dann auch die Grundlage für unseren European Online Debate Evening (EODE), denn am Montag, 17. Mai 2021 um 18.00 Uhr war es dann endlich so weit:

Per Videokonferenz schalteten sich 34 Teilnehmer/-innen aus fünf verschiedenen Ländern zu unserer Online-Debatte Dark Pages of Our History zu und das Wiedersehen zauberte ein Lächeln auf die Gesichter – endlich sah man sich wieder nach über einem Jahr! Die Hauptkoordinatoren des Projekts, unsere Kollegen aus Belgien, fungierten als Moderatoren und führten durch den Abend. Pro Land und Partnerschule nahmen nicht nur die Lehrkräfte teil, sondern auch jeweils zwei bis drei Schüler/-innen, die die Aufgabe als „Debattierer“ wahrnahmen – unsere tapferen „Mitstreiter“ waren Georgy Bakhramov, Lucca Seibel und Nicholas Wilke. Der Abend führte uns von kontroversen Persönlichkeiten (Franco in Spanien, König Leopold II. von Belgien) über die Aufarbeitung und Behandlung „dunkler“ Nationalgeschichte (Behandlung der Samis in Schweden, Kollaboration Luxemburgs mit Belgien in Kongo) im Schulunterricht und in den Medien zur Statuendebatte (abreißen ja oder nein? – siehe letztes Jahr Black Lives Matter-Movement) und zur Art der Thematisierung des Holocausts und des Zweiten Weltkriegs in den einzelnen Ländern. Nach eineinhalb Stunden intensiven Austauschs winkten alle noch einmal in die Kamera, nicht nur für den Screenshot, aber auch in der Hoffnung, dass das nächste Treffen analog und „in echt“ stattfinden kann: Geplant sind schließlich noch drei Projekttreffen (momentaner Stand: Oktober 2021: Schweden, Februar 2022: Spanien, April 2022: Luxemburg), die wir hoffentlich (!) im nächsten Schuljahr zumindest zum Teil mit unserem P-Seminar durchführen können. Was das P-Seminar aber bis Dezember 2021 mit Sicherheit plant auf die Beine zu stellen, ist eine analoge sowie digitale Ausstellung zu unserem Projektthema. Fingers crossed!

Achtung!
Das Aufzeichnen und Herunterladen der Videos und Tonaufnahmen sind untersagt! Bitte machen Sie auch keine Screenshots!