Medienworkshops für die 9. Jahrgangsstufe

10.06.2025 von Barbara Klonowski

„Digital gestärkt – Scroll, Like, Post, Connect“

„Ich liebe das Internet, ich liebe Social Media, ich bin bei Facebook, Instagram, WhatsApp.“ Diese einleitenden Worte der sympathischen Leiterin Chiara van Willingen zeigten bereits, dass es bei den Medienworkshops für die neunte Jahrgangsstufe nicht um Verdammung von Social Media gehen sollte, sondern um den kompetenten Umgang damit. Van Willingen verstand es auch, geschickt eine ungezwungene Atmosphäre zu schaffen – so duzte man sich, „weil man das in Holland so macht“.

In einer Vorstellungsrunde durften die Schülerinnen und Schüler z. B. die Netflix-Serie nennen, die sie gerade anschauen, und auch die Figur darin, mit der sie sich identifizieren, oder sie sollten entscheiden, welches Topping auf einer Pizza sie wären – von Basilikum bis Ananas war alles mit dabei. Das Eis war spätestens dann gebrochen, als es hieß: „Geht ins Internet!“ Den Auftrag, z. B. die WhatsApp-Nachrichten zu checken und sich noch dazu darüber auszutauschen, hatten die Schülerinnen und Schüler im Unterricht wohl noch nicht so oft erlebt. Lebensnähe – das war das Motto der Workshops, und so ging es im Anschluss auch in Gruppenarbeiten um Fragen, wie zum Beispiel:

Was versteht man unter einem „Shitstorm“?

Was versteht man unter „Hate Speech“?

Welche Posts stellen eine Provokation dar?

Insgesamt fanden fünf Workshops statt, jeder mit einem eigenen Schwerpunkt.

Dennoch waren alle Workshops miteinander verbunden, denn sie beschäftigten sich übergreifend mit der Frage: Wie beeinflussen soziale Medien uns, was bleibt davon in unserem Gedächtnis hängen, und gibt es Unterschiede in der Erinnerung an digitale und analoge Informationen?

Zu Beginn der Workshops stand jeweils die gleiche Übung: Die Teilnehmer durften zwölf Minuten lang frei im Internet surfen und sich alles anschauen, was sie auch sonst in ihrer Freizeit gerne ansehen. Anschließend folgte eine Teamübung in Form eines Spiels. Danach bekamen sie einen Text zum Lesen und machten eine Konzentrationsübung, ebenfalls als Spiel gestaltet.

Am Ende kam die spannende Frage: „Woran könnt ihr euch erinnern?“

Die Schülerinnen und Schüler notierten, was ihnen vom freien Internetsurfen noch in Erinnerung geblieben war – und stellten erfreut fest, dass doch einiges hängengeblieben war. Im zweiten Schritt wurde jedoch klar, dass bestimmte Inhalte leichter im Gedächtnis geblieben waren, weil die Schüler/-innen persönliche Verbindungen dazu herstellen konnten. Dazu zählten etwa besonders interessante Themen, logisch aufgebaute Geschichten, Inhalte über bekannte Persönlichkeiten oder gezielt gesuchte Informationen.

Anschließend erhielten alle die Aufgabe, eine Zusammenfassung des gelesenen Textes zu schreiben. Dabei merkten die Schüler/-innen, dass sich das Gelesene noch viel klarer eingeprägt hatte: Beim Lesen einer Geschichte entstehen eigene innere Bilder, die das Erinnern erleichtern. So arbeiten wir aktiv und geistig mit den Informationen, anstatt nur passiv „berieselt“ zu werden.

Nun begann die Gruppenarbeit, bei der jede Klasse ein eigenes Thema bearbeitete und dazu ein Plakat gestaltete. Am Ende aller Workshops stellten die Klassen ihre Ergebnisse gegenseitig vor.

Die Klasse 9a beschäftigte sich mit dem faszinierenden Thema, wie unser Gedächtnis Informationen speichert. Sie untersuchte, welche negativen Auswirkungen abwertende und beleidigende Worte haben können und dass sie zu (Cyber-)Mobbing führen können, wenn sie mit bereits abgespeicherten Erfahrungen und Gefühlen verknüpft werden. So wurden die möglichen Folgen für Betroffene anschaulich.

Die Klasse 9b beschäftigte sich mit Hate Speech, Shitstorms und weiteren negativen Äußerungen und Beleidigungen in Online-Kommentaren. Sie analysierten Kommentare und Dialogverläufe, um herauszufinden, wie schnell Diskussionen eskalieren und oft bald nichts mehr mit dem ursprünglichen Thema zu tun haben. Zudem erarbeiteten sie die Unterschiede zwischen Konflikten in persönlichen Gesprächen und solchen, die im Netz ausgetragen werden.

Die Klasse 9c widmete sich dem Thema Fake News. Sie ging der Frage nach: Was ist echt, was ist erfunden, welches Ziel steckt hinter Fake News und wie kann man Fake News erkennen? Dabei untersuchten sie auch Parallelen zu analogen Klatschzeitschriften. Noch wichtiger aber war die Frage: Was können wir tun, um herauszufinden, ob eine Nachricht wahr ist oder nicht, und woran erkennt man Verschwörungstheorien?

Die Klasse 9d beleuchtete eine weitere Besonderheit des Internets: die Selbstinszenierung von Influencern oder sonstige Berichterstattung. Sie untersuchten, wie provokative Statements, bestimmte Berichterstattung oder sogar seriöse Beiträge häufig kontroverse oder aggressive Diskussionen im Netz auslösen können.

Die Klasse 9e rundete die Thematik ab und bearbeitete das Thema: „Unabhängig von meiner Überzeugung finde ich im Netz immer die passenden ‚Beweise‘“. Sie recherchierte hierzu zwei Themen mit Eskalationspotenzial und kam zu dem Ergebnis, dass Diskussionen im Netz schnell polarisieren und Menschen oft in extreme „Dafür“- oder „Dagegen“-Positionen drängen.

So vergingen die Stunden viel zu schnell, um alle Fragen klären zu können.

Aber: Das Handwerkszeug für einen selbstbestimmten Umgang mit Social Media haben die Schülerinnen und Schüler auf jeden Fall mitbekommen.