Studientag Geschichte 2022
08.04.2022 von Leonie Saller , Anna Wittmann
Plus jamais! – Never again! – Nie wieder!
Nach den Jahren der Corona-Pandemie ohne außerschulische Veranstaltungen war die Vorfreude auf eine Exkursion bei Schülerinnen und Schülern der Q11 groß, jedoch trübte der Anlass dieser Veranstaltung die Stimmung. Denn: Uns Schülerinnen und Schülern fällt es schwer, uns die grausamen Ausmaße der NS- Zeit vorzustellen. Leider musste für uns pandemiebedingt der Besuch in das NS-Dokumentationszentrum in München für uns in der 9. Klasse ausfallen. Nun führte uns in der Q11 der Studientag Geschichte am Dienstag, 5. April 2022, in die KZ-Gedenkstätte in Dachau. Es bot sich uns die Gelgenheit, die geschichtlichen Ereignisse dieser schrecklichen Zeit greifbarer werden zu lassen.
Hier schildern wir unseren Studientag:
Nach unserer Ankunft wurden wir von den Mitarbeitern der Gedenkstätte begrüßt und in Workshop-Gruppen aufgeteilt. Um auf das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers zu gelangen, mussten wir durch ein Tor mit der zynischen und menschenverachtenden Inschrift „Arbeit macht frei“ gehen. Zunächst führte uns der Leiter unserer Gruppe, der uns stets offen alle Fragen beantwortete und bemüht war uns die damaligen Umstände näher zu bringen, über den durch seine Geschichte und Größe beeindruckenden Appellplatz. Dieser diente für das Antreten der Häftlinge vor und nach ihrer Arbeit, das bei jeder Witterung stattfand und teils mehrere Stunden andauerte. Daraufhin erläuterte uns unser Gruppenleiter die grundlegenden Informationen über das Konzentrationslager in Dachau, das von 1933 bis 1945 in Betrieb war und in diesen zwölf Jahren mehr als 41.000 Menschen das Leben kostete.
Die nächste Station unserer Führung waren die zwei Nachbildungen der ehemals 34 Baracken, in denen die Häftlinge auf engstem Raum leben mussten. Ebenfalls konnten wir in diesen nachgebildeten Wohnstätten die Veränderung der Lebensverhältnisse der Häftlinge über die Jahre erkennen, die sich durch die steigende Anzahl an Inhaftierten zunehmend verschlechterte. Wir besuchten außerdem vier Gedenkstätten, die verschiedenen Glaubensrichtungen der Opfer und deren Angehöriger gewidmet wurden, denn zu den Opfern des Konzentrationslagers gehörten neben Juden auch Sinti und Roma, politische Gegner, Homosexuelle, Geistliche sowie russische Zwangsarbeiter. Der schreckliche Höhepunkt unserer Führung waren die Krematorien und die Gaskammer. Das Gefühl durch die beengende Gaskammer und die daran angrenzenden Verbrennungsanlagen zu schreiten, wissentlich der unzähligen Menschen, die an diesem Ort zu Asche verbrannt wurden und den Tod fanden, ist schwer zu beschreiben und die düstere Stimmung erdrückend. In dem Lagergefängnis der Anlage bekamen einige der unzähligen Opfer durch kurze Biografien und Bilder Gesichter und deren Leiden in den dunklen und engen Kammern erscheint unvorstellbar.
In dem Museum des Konzentrationslagers konnten wir einige übrige Habseligkeiten der Zwangsarbeiter, die ihnen sofort nach ihrer Ankunft in dem Lager in dem Schubraum zusammen mit ihrer Kleidung abgenommen wurden, betrachten. Schlimmer jedoch als der Verlust ihrer persönlichen Gegenstände war der Verlust ihrer Freiheit und ihrer persönlichen Rechte sowie ihrer Identität, da sie nach ihrer Ankunft nur noch eine ihnen durch die SS zugeteilte Nummer waren. Zu sehen waren zudem ebenfalls sogenannte Prügelböcke, die zur Bestrafung der Häftlinge dienten, wobei diese auf grausame Weise durch Männer der SS geschlagen wurden. Doch nicht nur das, besonders entsetzlich war, dass auch andere Häftlinge diese Prügel vergeben mussten, um nicht selbst eine Bestrafung zu bekommen. Ein an Unmenschlichkeit und Grausamkeit kaum zu überbietender Ort des Lagers war das sogenannte Krankenrevier, in dem medizinische Versuche an den Menschen durchgeführt wurden.
Nach einer Mittagspause hatten wir nun die Möglichkeit in dem Workshop uns in kleineren Gruppen mit Bildern und Quellen zu unterschiedlichen Themenbereichen der Geschichte und den Plätzen des Konzentrationslagers zu beschäftigen und anschließend unsere Mitschüler darüber zu informieren. Zuletzt besichtigten wir zum Abschluss unserer Führung das internationale Mahnmal. Dieser Tag voller grausamer Eindrücke von Leid, Schmerz, Höllenqualen und Tod, die keinen unberührt ließen und jeden zum Nachdenken anregten, konnte uns die schon im Unterricht angesprochenen Aspekte des Nationalsozialismus näherbringen.
Die traurigen Schicksale der Häftlinge und das unvorstellbare Elend werden uns noch lange im Gedächtnis bleiben und so hoffentlich helfen zu verhindern, dass etwas so Schreckliches jemals wieder geschieht.