Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

02.12.2022 von Oskar-Maria-Graf-Gymnasium

„Misch dich ein!“ – Dieser Leitspruch begleitete die diesjährigen „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ der „Stiftung gegen Rassismus“

Ohne Rassismus

Die Stiftung plant und koordiniert die jährlichen UN-Wochen gegen Rassismus in Deutschland und fördert Projekte zur Überwindung von Rassismus und Ausgrenzung von Minderheiten.

Start

Denn wie die 2022 erschienene Auftaktstudie zum nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zeigt: Rassistische Vorstellungen sind in Deutschland zum Teil tief verankert. 90% der Befragten erkennen an, dass Rassismus in Deutschland Realität ist. Lediglich 35% der Befragten gaben an, sie hätten in ihrem Leben noch keinerlei direkte oder indirekte Erfahrung mit Rassismus gehabt. – Grund genug also, auch in der Schule über Rassismus und seine Folgen sowie über Möglichkeiten des Eingreifens zu sprechen.

Das Oskar-Maria-Graf-Gymnasium ist Teil des Netzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Das bedeutet, an unserer Schule soll eine „Kultur des Hinsehens“ etabliert sein: Sollte es zu Gewalt, diskriminierenden Äußerungen und Handlungen kommen, dann schaut man nicht weg und geht schulterzuckend vorbei, sondern man spricht dies an, setzt sich aktiv mit der Situation auseinander, stellt sich dagegen.

Leider gibt es auch an unserer Schule immer wieder Situationen, in denen ein Eingreifen erforderlich ist. Doch genau das ist gar nicht so leicht. Deshalb wollen wir unsere Schüler:innen für solche Situationen stärken.

Im Schuljahr 2022/23 wurden in den vergangenen Monaten verschiedene Workshops und Veranstaltungen angeboten, die den Schüler:innen die Gelegenheit boten, sich mithilfe unterschiedlicher Methoden mit dem Thema inhaltlich auseinanderzusetzen, sich auszutauschen, zu diskutieren und schließlich auch Lösungswege zu erarbeiten.

  • Für die 7. Jahrgangsstufe lud Frau Zimmermann zwei Referent:innen aus dem Fachbereich „Demokratie und Toleranz“ der Schulberatungsstelle Oberbayern-Ost ein. Sie hielten für jede Klasse jeweils eine Doppelstunde einen Workshop zum Thema „rassismuskritisch denken lernen“ ab.

  • Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Vorurteile“ wurde in einem Modul (Herr Kreisel) im Rahmen des Religions- und Ethikunterrichts der 7. Klassen angeregt.

  • Für die 8. Jahrgangsstufe konzipierte ein Lehrer:innen-Team (Herr Auer, Frau Hobmaier, Frau Klonowski, Frau Königer-Schmid, Frau Krahne, Frau Rappelt, Frau Schauz, Frau Schneider, Frau Weber) einen eigenen Workshop für das OMG. Einen ganzen Schultag führte das Team die Schüler:innen der 8. Klasse durch verschiedene Module. Begleitet wurde der Workshop zudem von zwei engagierten Neuntklässlerinnen.

  • Für die Schüler:innen der 9. Jahrgangsstufe organisierte Herr Kreisel für die Fachschaften Ethik, Evangelische und Katholische Religionslehre im Rahmen der SchulKinoWochen einen Kinobesuch im Cineplex in Neufahrn. Der Film „Das Tagebuch der Anne Frank“ konfrontierte die Schüler:innen mit den Schrecken des totalitären Regimes. Es wurde deutlich aufgezeigt, was rassistische und antisemitische Ressentiments für grausame Folgen haben, ohne dabei über die Maßen brutale und verstörende Bilder zu verwenden.

  • Die Klasse 9a hat begleitend zu der Auseinandersetzung mit Anne Franks Schicksal im Geschichtsunterricht bei Frau Schneider den Geschichts-Comic „Auf der Suche“ des Anne-Frank-Hauses mit Informationen ergänzt. Entstanden ist eine kleine Plakatwand „Sei informiert! – Ausgrenzung und Entrechtung der jüdischen Bevölkerung zur Zeit des Nationalsozialismus“.

  • Eine Schülerin der 9. Klasse nahm am Austausch- und Vernetzungstreffen „Schule als Lernort für Tolerant und Demokratie“ des Kreisjugendrings Freising teil, um in Kontakt mit anderen Schüler:innen aus der Region zu treten und Anregungen zu bekommen.

  • Die 1. Ausgabe der neuen Schülerzeitung steht unter dem Thema „Vielfalt“.

Die Erfahrungen und Statements aus den Workshops und dem Unterricht zeigen: Es ist wichtig, die Schüler:innen abzuholen und sich gezielt mit der Thematik auseinanderzusetzen. Das jeweilige Vorwissen ist sehr unterschiedlich, sowie auch die Erfahrungen. So haben glücklicherweise einige Schüler:innen selbst keine direkten Erfahrungen mit Rassismus machen müssen, andere hingegen schon. Auch das Bewusstsein, dass niemand frei von Vorurteilen ist, ist eine wichtige Erkenntnis – vor allem um etwas daran ändern zu können.

Die unterschiedlichen Aktionen im Schuljahr 2022/23 sollen dies wieder verstärkt ins Bewusstsein rücken. Schließlich ist das OMG seit 2011 „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“. Damals hatte sich die Schulfamilie dafür ausgesprochen, dass das OMG in das Netzwerk aufgenommen wird. Heute ist es das größte Schulnetzwerk in Deutschland. Ihm gehören rund 4.100 Schulen an, die von mehr als zwei Millionen Schüler:innen besucht werden (Stand: April 2023). Unterstützt werden die Schüler:innen und Lehrer:innen dabei von mehr als 120 Koordinierungsstellen und 400 außerschulischen Kooperationspartnern. Bei den Projekten geht es nicht nur um Rassismus. Es geht um Diskriminierung jeglicher Art, um Mobbing und um Demokratiefeindlichkeit.

Doch: Der Titel ist keine einmalige Auszeichnung, sondern – laut Satzung des Netzwerkes – „eine Selbstverpflichtung für die Gegenwart und die Zukunft“.

Fest etablierte Projekte sowie neue Aktionen begleiten daher seither jedes Schuljahr am OMG:

  • Mit dem COMENIUS-Projekt „School against Racism – Music for mutual Respect“ (2014-2016) haben die Projekte von Erasmus+ (Team um Frau Dadic und Herrn Heistermann) ihren Anfang genommen. Seither folgten die Projekte „Brains in Action“ (2016-2019) und „Face the past, change our future - Casting light on the shadows of our history“ (seit 2019).
  • Das Courage-Projekt „Zamm g‘rauft“ (Team um Herrn Schachten) stärkt die Klassengemeinschaft in den 6. Klassen.
  • Die OMG-Zeit (Team um Frau Letzel und unserer externen Partnerin Frau Kozikowski) – angeleitet in den 5.-7. Klassen – bestärkt Schüler:innen darin, miteinander zu kommunizieren und gemeinsam Ziele zu verfolgen.
  • Die Medienscouts (Team um Frau Königer-Schmid) sensibilisieren die Schüler:innen der Unterstufe für die Gefahren im Netz und klären über Cybermobbing auf.
  • Verschiedene Exkursionen wie der Besuch des NS-Dokuzentrums in der 9. Klasse (Herr Kluge) und der Studiertag in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau für die 11. Jahrgangstufe (Frau Schauz) sollen die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus vertiefen.
  • Vorträge wie der des Zeitzeugen Abba Naor, Überlebender des Holocaust, sowie der von Herrn Lang, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Neufahrn e.V., (Frau Schauz) halten die Erinnerung an die Schrecken des Nationalsozialismus wach und tragen dazu bei, dass Schüler:innen deutlich wird, was in dieser Zeit „vor der eigenen Haustüre“ geschehen ist.

Zu dieser Auswahl an Projekten und Aktionen kommen – über den Unterricht hinaus – natürlich Schulfahrten wie die Kennenlernfahrt, die Sportwoche, die Tanzfahrt, die Tage der Orientierung, die SMV-Fahrt sowie die Berlin-Fahrt und der Austausch nach Frankreich und Spanien. Die Arbeit der Tutor:innen der 10. Klassen, des Sanitätsteams sowie das Engagement in den unterschiedlichen AKs der SMV.

All dies findet statt, um die Klassengemeinschaft, den Teamgeist und auch die eigene Persönlichkeit im Austausch mit anderen zu stärken und jeden einzelnen zu sensibilisieren, was Ausgrenzung und Mobbing für Folgen hat und wie schön es hingegen ist, angenommen zu werden und dazu zu gehören. Und: Sie zeugen auch von dem erheblichen Engagement, das die Lehrkräfte und Schüler:innen zeigen – weil sie eben dies für wichtig erachten.

Doch: Wir haben auch gemerkt, dass vielen – auch älteren Schüler:innen – nicht präsent ist, dass wir Teil des Netzwerkes „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ sind. Dies liegt sicherlich auch daran, dass vor einiger Zeit das offizielle „Projekt-Schild“ abhandengekommen ist. Ein neues wird bestellt.

Und: Wir lassen dieses Schuljahr ein eigenes entstehen. Die Kunstlehrer Herr Gattnarzik und Herr Fütterer haben für uns eine Vorlage erstellt, die nun noch „bunt“ werden soll. Der Anfang wurde bereits gemacht. Die Schüler:innen der 7., 8. und teils der 9. Klassen haben bereits ihren bunten Fingerabdruck auf dem Plakat hinterlassen und damit ein „Zeichen“ gesetzt:

Ja, wir möchten keinen Rassismus und keine Diskriminierung jeglicher Art. Wir möchten nicht schulterzuckend vorbeigehen, sondern Missstände ansprechen und uns dagegenstellen. Wir möchten füreinander eintreten. Wir möchten uns einmischen.

Du auch?

Frau Schneider für das Team „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“