OMG - die Kelten kommen! Ein P-Seminar auf den Spuren der Kelten in Neufahrn

Warum heißt der Weg, an dem sich das OMG befindet, Keltenweg? Dieser Frage gingen wir zwölf Teilnehmer des P-Seminars Geschichte 2018/19 gemeinsam mit unserer Seminarleiterin Frau Schauz nach. Das Ziel war dabei ursprünglich die Gestaltung zweier Kulturtage am 23. und 24. Juli 2019 für zwei sechste Klassen des OMG, an denen wir unser Wissen an unsere jüngeren Mitschülern weitergeben wollten.
Um den Sechstklässlern den Grund für die Wegbezeichnung und die Kultur der Kelten, die zwischen ca. 800 und 15 v. Chr. weite Teile Europas besiedelten, näherzubringen, mussten wir uns zuerst einmal selbst in die Thematik einarbeiten. Bevor wir eine Recherchephase starteten, an deren Ende jeder Seminarteilnehmer über einen Teilaspekt der Kelten wie zum Beispiel Kriegsführung, Götter, Kunst oder Gesellschaftsstruktur referierte, wollten wir uns erst einen groben Überblick verschaffen. Der ideale Ansprechpartner hierfür war Herr Lang, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Neufahrn. Er besuchte uns im November und gewährte uns nicht nur erste Einblicke in die keltische Kultur, sondern er verwies auch auf den Neufahrner Keltenexperten Herrn Alfred Ballauf. Des Weiteren war er auch in der Lage, die eingangs erwähnte Frage zu beantworten, weil er selbst Gemeinderatsmitglied war, als die Wegbezeichnung im Jahr 1995 beschlossen wurde. Auslöser hierfür war der Fund einer keltischen Fibel bei den Aushebungsarbeiten zum Bau des OMG. Damit hatten wir einerseits wichtige Anregungen für unsere Referatsthemen erhalten, andererseits den perfekten Mann gefunden, um auch den lokalen Spuren der Kelten auf den Grund zu gehen. Herr Ballauf besuchte uns kurz darauf und brachte dabei auch viele Bilder und Gegenstände wie Webgewichte oder Scherben von Keramikgefäßen mit, welche die ehemalige keltische Besiedlung Neufahrns eindeutig belegen. Ferner rundete auch ein Besuch beim Archäologischen Verein Freising, im Depot des Landratsamtes Freising, unsere Recherchephase ab, indem uns der Vorsitzende Herr Lorenz Scheidl in einem ausführlichen Vortrag viele Informationen über die Kelten in der Region zukommen ließ. Nachdem wir nach der anschließenden Referatsphase eine umfassende Wissensgrundlage geschaffen hatten, galt es, ein abwechslungsreiches, interessantes und informatives Konzept zu entwickeln, mit dem wir das erworbene Wissen über die Kelten auch den Sechstklässlern vermitteln konnten.
Das war fortan jedoch nicht mehr, wie ursprünglich geplant, das einzige Ziel des Seminars: Mitte Februar durften wir im Rahmen der Recherchephase auch unsere außerschulische Partnerin Frau Delia Hurka, Kreisarchäologin am Landratsamt Freising, am OMG begrüßen. Diese leistete einerseits einen sehr wertvollen Beitrag zum P-Seminar, der in erster Linie der Berufsorientierung dienen sollte, indem sie uns Einblicke in das Berufsfeld Archäologie gewährte, uns die Bedeutung des Begriffs Archäologie verdeutlichte und Methoden der Bodendenkmalpflege vorstellte. Hierbei war es für das Verständnis der Informationen der Kreisarchäologin äußerst hilfreich, dass wir im Spätherbst bei unkomfortablem, nasskaltem Wetter - dank eines Hinweises von Herrn Lang - den archäologischen Ausgrabungsarbeiten an der Dietersheimer Straße in Neufahrn beiwohnen durften. Somit konnten wir uns bei diesem ersten Kontakt mit der praktischen Archäologie selbst ein Bild von der Arbeit eines Archäologen bei einer laufenden Ausgrabung machen. Dieses wurde ergänzt durch die Ausführungen des Archäologen, Herr Holzner, der uns auf den aktuellen Stand der archäologischen Erkenntnisse brachte und auch Grundlegendes über den Beruf erklärte. Später sollte sich herausstellen, dass an diesem Ort ein keltischer Eisenschmied seine Arbeit verrichtete.
Zum anderen schlug Frau Hurka die Erstellung einer Informationstafel über die Kelten zur öffentlichkeitswirksamen Präsentation der Projektergebnisse vor, da sich im Laufe unserer Arbeitsphase bereits ein öffentliches Interesse an unseren Ergebnissen gezeigt hatte.
Also teilten wir uns in eine „Kulturtaggruppe“ und eine „Infotafelgruppe“ auf, um an beiden Projektzielen gleichzeitig zu arbeiten. Es hieß nun, viele Dinge in kurzer Zeit erledigen: Das Knüpfen neuer Kontakte zu der Firma Kahlert aus Massenhausen, die die Informationstafel anfertigte, zum Ordnungsamt, der Straßenverkehrsbehörde sowie dem Neufahrner Bürgermeister und dem Bauhof, die Komprimierung der Rechercheergebnisse zu einem kurzen, aber gehaltvollen Informationstext, das Verschicken von Einladungen für die Einweihung der Informationstafel und und und.
Gleichzeitig erarbeitete die „Kulturtaggruppe“ mit viel Arbeitsaufwand einen abwechslungsreichen Lernzirkel ganz nach dem Schulmotto „Lernen mit Tablet und Tinte“. An insgesamt neun Stationen, die sowohl „Indoor- als auch Outdooraktivitäten“ enthalten, sollten die Sechstklässler nicht nur Wissen vermittelt bekommen, sondern auch lebensnahe Inhalte selbst herstellen und erleben. Zudem musste für den zweiten Kulturtag noch eine Exkursion zu einem themennahen Ziel organisiert werden, was das Seminar vor zusätzliche Aufgaben stellte.
Parallel zu diesem vielfältigen Programm, stellte uns auch die Suche nach der Fibel, die bei den Ausgrabungsarbeiten der Schule entdeckt wurde, vor ein schwieriges Rätsel. Diese schien vom Erdboden verschwunden und niemand wusste über den Verbleib des nur ca. 3 cm großen Überrestes, der der wichtigste wissenschaftlichen Beleg unserer Rechercheergebnisse war, Bescheid. Nach monatelanger Suche und aktiver Unterstützung durch unsere außerschulischen Partner, wurde die verschollen geglaubte Quelle in einem alten Schreibtisch, der dem ehemaligen, bereits verstorbenen ehrenamtlichen Heimatpfleger Josef Ritter gehörte, gefunden.
So konnten am Ende all unsere Projektziele – nicht zuletzt dank der tatkräftigen Unterstützung durch Frau Schauz und all unserer externen Partner - gerade noch rechtzeitig erreicht werden:
Am Freitag, den 19.07.2019, fand in Anwesenheit von Frau Hurka, Herrn Lang, der Schulleitung und Bürgermeister Herrn Heilmeier sowie einiger weiterer Interessierter die offizielle Einweihung der Informationstafel am Keltenweg, die vom Förderverein der Schule, dem Elternbeirat, der Fahrschule Jam und dem OMG selbst finanziert wurde, in einem feierlichen Rahmen statt.
In der darauffolgenden Woche erwartete die Sechstklässler ein spannendes und lehrreiches Programm, das sie erfreulicherweise auch sehr interessiert und begeistert annahmen. Im OMG standen neben theoretischen Stationen, wie dem Ausfüllen von Lückentexten zur Geschichte und zu lokalen, keltischen Bezügen, auch Spaßstationen wie das Basteln keltischer Waffen auf dem Programm, welche die Schüler hinterher stolz präsentierten. Auch die Möglichkeit, sich wie echte Kelten kleiden zu können, wurde begeistert angenommen. Ferner konnten sich die Schüler an IPads mithilfe von Filmausschnitten über die Gesellschaft der Kelten informieren. Abgerundet wurde dieser erste Kulturtag von einem unterhaltsamen Kahoot-Quiz, bei dem sich die Sechstklässler auf Basis des zuvor erworbenen Wissens messen konnten.
Am zweiten Tag wartete dann die Exkursion zum Keltendorf Gabreta bei Passau auf die Sechstklässler. Nach einer Führung durch das keltische Dorf, bei der die Lebensweise und der Alltag der Kelten vor Augen geführt wurden, durften sich die Schüler im Bogenschießen versuchen, Brot backen und Schmuck herstellen – ganz nach keltischer Art. Somit wurde auch unser theoretisches Wissen abgerundet und die spannende Reise des P-Seminars Geschichte 2018/19 in die Welt der Kelten auf anschauliche Weise beendet.
Alexander Rattenberger, Q12
Die Fotos (von H. Katzenbogner und G. Schauz) der Aktionen des P-Seminars befinden sich im internen Bereich.
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